Zwiegespräch mit Valérie Hendrich entre deux

Ab und an fahre ich mit dem Rad von Saarbrücken nach Sarreguemines, rive gauche de la Sarre. Hier gibt es nur Fischreiher, Angler, idyllische Gärten, Schilf am Ufer, ein paar Boote ohne Eile.

Ich  überquere die Grenze, mit jeder Umdrehung geht es weiter und gleichzeitig scheint sich alles zu verlangsamen …

Zeitreise.

In Deutschland bin ich losgefahren, jetzt radle ich durch Frankreich. Stadt, Land, Fluss werden eins, Sarrebrück, Saarguemines, La Sarre, die Saar, das Saarland, la Lorraine… SaarMoselle. Covid hat für ein paar Monate alles verändert, „die Grenze“, das Hüben und das Drüben, über Nacht waren sie wieder da. Europa kapitulierte vor dem Virus.

Auf dem Metallbauch einer  Péniche mache ich einen hellen Schriftzug aus.
Erst in der Reflexion auf der Wasseroberfläche ergeben die Buchstaben drei Wörter:

BISCH DU PLATT?
Die Künstlerin Valérie Hendrich stellt die Frage.

BISCH DU PLATT? Platt bin ich tatsächlich, nach dieser komisch Zeit. Die Luft ist raus wie aus einem Fahrradreifen… kein Austausch, nicht einmal ein kleiner Schwatz, keine Nähe, die schon gar nicht, bloß nicht.
Jetzt nähern wir uns wieder an.

Auf der Wasseroberfläche zerfließen die Lettern, um gleich wieder zusammenzufinden. Covid beherrscht das Leben nicht mehr ausschließlich.

BISCH DU PLATT?
Bin ich deutsch? Bin ich französisch? Drüben ist Deutschland, hüben Frankreich – und ich? Bin mittendrin. Ich bin platt, aber anders als zuvor.

Wenn ich immer so weiterradeln würde, käme ich bald ins Elsass.

Geje de Strom schwimme klingt es dort in einer etwas anderen Melodie, zum Beispiel in Straßburg/Strasbourg.

Wer das wohl war? Natürlich auch Valerie, die zwischen Deutschland und Frankreich lebt, manchmal täglich, und die es als Künstlerin so gut versteht, die Landschaft mit der Regionalsprache der Groß/Grande Region zum Klingen zu bringen.

Do béscht de platt!