Das Haus, Markus Ott

„Car la maison est notre coin du monde. Elle est – on l’a souvent dit – notre premier univers. Elle est vraiment notre cosmos. Un cosmos dans toute l’acception du terme.“
Gaston Bachelard, La Poétique de l’espace, 1957


Das Haus am Berg der Familie Ott steht für mich exemplarisch für die Arbeit des Architekten, ein Ort, an dem sich das Leben entfaltet, das der Bewohner, das der Besucher. Immer neu, immer anders agiert das Drinnen mit dem Draußen, ganz so, als wäre die Landschaft das erweiterte Wohnzimmer, als wäre der über die gesamte Länge der Fassade gestreckte Balkon der privilegierte Platz im Theater der Jahreszeiten.

Intimität und Transparenz bedingen einander.

Der Blick wandert nach Südwesten zu dem sanften bewaldeten Höhenzug, der sich vor den Himmel legt und der in das lothringische Departement Moselle hineinreicht. Wir schauen über die deutsch-französische Grenze hinweg, wo das Saarland und die Région Grand Est sich eins sind, das Bassin Houiller zum Saarkohlebecken wird.

Holz, Stahl und Glas sind heimische Baumaterialien, die hier seit Generationen gehoben, erzeugt, verarbeitet und von hier aus in alle Welt exportiert werden.

Vor Ort entwickelt, ist das Haus mit diesen lokalen Materialien geplant und gebaut, seine Bewohner haben es geformt und umkehrt.
Mal wirkt es wie ein auf Stelzen gesetzter Ausguck, der die Schönheit der Landschaft vor Augen führt, mal wie ein Luftschiff, das hier vor Anker gegangen ist.

Von hier aus fliegt die Seele, soweit der Himmel reicht

Man könnte fast meinen, Martin Graff, ein anderer Grenzbürger, habe sich hier zu folgenden Zeilen inspirieren lassen, wenn er schreibt, L’Europe entsteht in den Grenzregionen de l’Esprit comme la Heimat utopique des contrebandiers d’idées, die ihre Wurzeln an die Luft hängen pour mieux voir la terre; und die Künstlerin Katharina Grosse habe ihm beigepflichtet, wenn sie sagt, Grenzgebiete seien Prototypen der Imagination.

Unter dem Titel Fugenbilder, fasst Ulf Meyer in seiner Einführung zum Buch zusammen: In Otts Baukunst entsteht aus zwei Teilen durch Fügung etwas Drittes. Dieses Buch stellt sein Oeuvre erstmalig vor und in den Kontext unserer Zeit. Daran arbeiten zu dürfen, war eine glückliche Fügung.

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Ulf Meyer, Markus Ott, Konstruktivist, herausgegeben von Marco Kany, Edition Architektur und Kultur, gedruckt im Saarland bei kerndruck in Bexbach, kontakt@edition-ak.de

Das Buch erschien anlässlich des 25 jährigen Jubiläums des Büros Architekt Markus Ott.