Hörstück

Bank im Jardin de la Paix, Bitche
Zusammengefasst sind im Hörstück die Texte von zwei Autoren. Der eine, in deutscher Sprache mit französischen Ergänzungen, stammt von mir. Der ursprüngliche Titel lautete Nous nous refusons au fatalisme. Der andere Text, auf Platt, geht auf Alphonse Walter aus Goetzenbrück, Pays de Bitche, zurück.
Alphonse hat sich bereit erklärt, das Gedicht über seine Großväter – Opa hat dr Sieg verlor‘ – in ihrer/seiner Mundart in meinen Text „einzuweben“ und uns das Ergebnis der Zusammenarbeit vorzulesen:
So ist ein Hörstück im / über das Grenzland zwischen Deutschland und Frankreich entstanden, das seinen jetzigen, gemeinsamen Titel – Seilwanderung – Alphonse verdankt.
Es ist nicht mehr und nicht weniger als ein Experiment.

Merci Alphonse!
Die Stimme und ihr Klang gehören zu der Landschaft, in der wir uns hier bewegen, wie die Idée Europe von Robert Schuman.

Schlachtfeld August 1870, Guerre franco-prussienne, Western front WW II, heute Binnengrenze im Schengen-Raum
Schuman bezeichnete sich selbst als „homme de la frontière“ (in etwa: Mann der Grenze, Grenzmensch). Sein Buch Pour l’Europe ist 1963 erschienen, im selben Jahr, in dem der Elysée-Vertrag am 22. Januar die deutsch-französische Freundschaft besiegelt hat.
Seit dem 24. Februar 2022 verändert der Krieg in der Ukraine den Blick auf Europa, seine Grenzen, Geschichten und Ideale – und damit auch auf die ehemalige Pufferzone links vom Rhein, die Großregion/Grande Région, un patrimoine né de la guerre (Francois Reitel) / für manche das größte militärische Freilichtmuseum der Welt. Von hier aus gesehen ist die Communauté Européenne du charbon et de l’acier / Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die hier ihre Wurzeln hat, ein Kulturgut, das der Krieg erschuf (Anja Reichert-Schick).
„Europa ist eine Tatsache, die dadurch wird, dass man sie schafft. Mit dem – einem Schweizer nicht unvertrauten – Zusatz: dass man sie will. Fraglos ist Europa nur als Erinnerungs- und Erfahrungsgemeinschaft denkbar – mit der Besonderheit, dass es Erinnerungen sind, die uns gründlich genug trennen mussten, bevor sie uns verbanden, und dass die Erfahrungen solche von Gegensätzen waren, die unüberwindlich schienen. Und doch wurden sie überwunden, aber nicht von Berechnenden, sondern von Erschütterten. Für mich als schweizerischen Europäer bleibt die deutsch-französische Versöhnung das noch immer solidere Wunder als das Ende des Kalten Kriegs.“
Adolf Muschg, „Kerneuropa“, in: Allmende 72/2003, S.12

Dreiländereck / pays des trois frontières, Relikte des Krieges, reliques de guerre, Fotografie: die arge lola/regiofactum
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